Kolik beim Pferd – eine Krankheit mit vielen Gesichtern…

Was ist eine Kolik beim Pferd?

Als Kolik werden sämtliche Krankheitsanzeichen im Magen/Darm Bereich beim Pferd bezeichnet. Das Krankheitsbild zeigt oftmals unterschiedliche Symptome. Auch die Ursachen für die Entstehung dieser Krankheit können vielfältig sein. Die „Kolik“ selbst, zeigt sich durch heftige, teils krampfartige Schmerzen im Bauchraum des Pferdes.

Der Tierarzt unterscheidet Koliken nach:

  • Ursache
  • Verlauf
  • Art der Störung

Um welche Kolikerkrankung es sich handelt ist oftmals nicht so einfach herauszufinden. Wie oben erwähnt zeigt diese Pferdekrankheit verschiedenste Symptome und Krankheitsverläufe. Einzig und alleine der Tierarzt kann nach genauer Symptombeschreibung des „Pferdebesitzers“ und gründlicher Untersuchung des Tieres in der Lage sein, die richtige Behandlung vorzunehmen.

Woran erkennt der Pferdebesitzer eine Kolikerkrankung?

Die sichtbaren Symptome einer Kolik beim Pferd sind vielfältig. Sie unterscheiden sich je nach Kolikursache, Stadium und individuellem Empfinden des Pferdes. Erste erkennbare Symptome sind:

  • Scharren mit den Vorderhufen,
  • Fressunlust
  • Stereotypes im Kreis gehen
  • Gähnen
  • Bedürfnis sich niederzulegen
  • Flach gestreckte Liegehaltung
  • Wälzen
  • Wiederholter Blick auf die Flanken/Bauchregion
  • Schweiß im Flanken und Halsbereich
  • Erhöhte Puls und Atemfrequenz
  • Erhöhte Körpertemperatur
  • Blähungen und unnatürlicher Kotabsatz (keiner oder Durchfall)

Für uns Pferdebesitzer ist es daher wichtig über die wichtigsten Kolikarten bescheid zu wissen.

Bekannte Kolikerkrankungen:

  1. Krampfkolik
  2. Gaskolik
  3. Verstopfungskolik
  4. Dünndarmverdrehung
  5. Magenüberladung
  6. Darmverschluss

1.) Krampfkolik

Diese ist die häufigste Form der Kolik bei Pferden. Wetterumschwünge, Stress, Überanstrengung, sowie das Trinken von großen Mengen kalten Wassers können eine Krampfkolik beim Pferd auslösen. Die Symptome einer Krampfkolik sind sehr heftig (anfallsartig). Umgangssprachlich kennen wir Reiter die Krampfkolik auch als „Wetterkolik“.

2.) Gaskolik:

So wie der Name schon sagt, kommt es bei dieser Art Kolik zu einer Aufgasung im Darm des Pferdes. Meist ist hier der Dickdarm betroffen. In Folge dieser „Aufblähung“ kommt es zu einer „Überdehnung des Darms“, welches dem Pferd starke Schmerzen bereitet. In Extremfällen kann die Aufgasung zu einem Riss im Darm führen. Die Ursachen für eine Gaskolik sind meist Fütterungsfehler wie zum Beispiel Rasenmähergras, frisches Brot, Gemüse, Klee oder Luzerne, zuckerreiches Futter, oder generell eine nicht intakte Darmflora.

3.) Verstopfungskolik:

Diese Kolik führt zu einer Verstopfung und im Akutfall einem vollständigen Verschluss des Dickdarms beim Pferd. Die Symptome sind bei dieser Art Kolik eher schleichend und wenig heftig. Die Pferde fressen schlecht, wirken eher träge und zeigen oftmals Kreislaufschwäche. Die betroffenen Tiere liegen gerne in Seitenlage.

4.) Dünndarmverdrehung:

Diese Kolikform ist besonders dramatisch!

Sie setzt oft plötzlich ein und entwickelt heftige Schmerzen. Das Pferd wirft sich spontan auf den Boden und wälzt sich vor Schmerz. Das Tier krümmt den Rücken und der Gesamtzustand des Tieres verschlechtert sich sehr rasch. Häufig kommt diese Kolikform bei Fohlen vor.

5.) Magenüberladung:

Zu einer Magenüberladung kommt es, durch eine sehr rasche Aufnahme von großen Futtermengen. Dabei ist besonders quellfähiges Material der Auslöser, wie z.B. uneingeweichter Leinsamen oder große Mengen an Pellet-Kraftfutter! Es kommt zu einer Überdehnung der Magenwand. Dies verursacht heftige Schmerzen. Pferde können nicht „brechen“, dadurch muss bei dieser Kolikform der Mageninhalt durch eine Sonde entfernt werden, um dem Tier weitere Schmerzen zu ersparen.

6.) Darmverschluss:

Der Darmverschluss auch Darmdrehung, Darmverlagerung oder Darmverschlingung beim Pferd je nach Lage des Darms genannt ist die schlimmste Form einer Kolik beim Pferd.

  • Darmdrehung: Liegt ein Teil des Darms um die eigene Achse herum oder knickt ab.
  • Darmverlagerung: Verlagert sich der Darm an einer anderen Stelle innerhalb, oder außerhalb des Bauchraums.
  • Darmverschlingung: Hat sich der Darm meist um sich selbst herum verschlungen, verknotet oder ineinander eingestülpt. In allen Formen ist der Darm des Pferdes verschlossen und der Nahrungsbrei kann nicht weiter verarbeitet werden.

Es ist unumgänglich, bei Koliksymptomen beim Pferd den Tierarzt zu verständigen! Der Pferdebesitzer sollte in der Lage sein, die Körpertemperatur und den Puls des Pferdes zu messen. Es ist für den Tierarzt sehr hilfreich, diese Werte schon am Telefon zu erfahren, da er sich möglicherweise schon ein ungefähres Bild machen kann.

Überprüfen Sie Puls, Atmung und Kreislauf des Pferdes bis zum Eintreffen des Tierarztes – wie das funktioniert erfahren Sie im zweiten Teil unserer Kolikserie.

Eine Kolik beim Pferd muss immer ernst genommen werden.

Wie wir schon wissen, ist das Krankheitsbild Kolik nicht immer einheitlich. Es können sehr unterschiedliche Symptome auftreten. Aber eines steht auf jeden Fall fest:

Das Pferd hat Schmerzen und zeigt ein ungewöhnliches Verhalten!

Sofortmaßnahmen bei Kolikpferden:

Wenn Sie glauben, dass Ihr Pferd an einer Kolik leidet, verständigen Sie sofort den Tierarzt.

Es handelt sich bei einer Kolik um einen NOTFALL!

Bis zum Eintreffen des Tierarztes sollen Sie Ihr Pferd im Schritt führen. Bewegung hilft und entkrampft die schmerzende Bauchgegend des Pferdes. Lassen Sie Ihr Pferd auf keinen Fall fressen oder trinken. Beobachten Sie ob das Tier „äpfelt“ – dabei handelt es sich um eine sehr wichtige Information für den Tierarzt. Wenn das Pferd stark schwitzt legen Sie ihm eine Abschwitzdecke auf, damit es nicht auskühlt.

Kontrollieren Sie bis zum Eintreffen des Tierarztes:

  • Puls
  • Atemfrequenz
  • Körpertemperatur
  • Kreislauf des Pferdes

Wie und wo kontrolliere ich den Puls des Pferdes?

Fühlen können Sie den Puls an der Unterkante der „Ganasche“, seitlich an der Schweifrübe oder oberhalb der Fessel am Vorderbein.

Ruhepuls:

In Ruhe haben Pferde einen Puls zwischen 30 und 40 Schlägen pro Minute.

Puls bei Belastung:

Bei Belastung steigt der Herzschlag schnell auf 100-120 Schläge pro Minute. Der Maximalwert liegt bei 200 Schlägen pro Minute.

Der richtige Wert:

Zählen Sie 20 Sekunden lang die Schläge und multiplizieren Sie diesen Wert mit drei.

Neben der Zahl der Schläge sind auch die Art der Schläge und der Rhythmus wichtig.

Atemfrequenz kontrollieren:

Am einfachsten lässt sich die Atmung anhand der Flankenbewegungen beurteilen. Schon bei einer ganz flachen Atmung erkennen Sie die Atemzüge. Zählen Sie entweder immer das Einatmen oder das Ausatmen.

Atmung bei Großpferden:

Ein Großpferd macht in Ruhe etwa acht-16 Atemzüge pro Minute.

Atmung bei Kleinpferden:

Bei Kleinpferden kann der obere Atemwert auch 24 erreichen.

Wie messe ich die Körpertemperatur des Pferdes?

Das geht mit einem ganz normalen Fieberthermometer im After.

Normal für ein erwachsenes Pferd sind Temperaturen zwischen 37,3 und 38,0 ° C.

 

Wie kontrolliere ich den Kreislauf des Pferdes?

Orientieren Sie sich nach dem Zahnfleisch des Tieres. Ist dieses rosig, so ist der Kreislauf in Ordnung. Ist es gelblich oder gar weiß verfärbt, ist das ein Alarmsignal.

Was macht der Tierarzt bei einer Kolik?

Nach eingehender Untersuchung und Informationseinholung durch den Pferdebesitzer, wird der Tierarzt sich ein genaues Bild machen können und wissen, um welche Art von Kolik es sich handelt. Danach entscheidet er was zu tun ist. Manchmal reichen schon schmerzlindernde und krampflösende Medikamente um die Schmerzen zu lindern. In manchen Fällen (Verstopfungskolik) muss der Magen ausgepumpt werden oder das Pferd bekommt einen Einlauf. Liegt tatsächlich ein Darmverschluss, oder Darmverschlingung vor, muss das Pferd sofort operiert werden. Innerhalb kürzester Zeit kann Ihr Pferd sterben, wenn es nicht schnell Hilfe bekommt. Bereiten Sie also bei einem Verdacht auf Kolik einen Pferdehänger für einen Abtransport in die Klinik vor.